,

Selbstwirksamkeit – Raus aus der Opferrolle

Selbstwirksamkeit – Das Zutrauen haben, schwierige Situationen zu bewältigen

Heute erzähle ich Euch von einer Situation, die ich vor einigen Jahren selbst erlebt habe. Damals war ich im Kundenservice eines Versicherungsunternehmens für das Qualitätsmanagement verantwortlich. Als ein noch größeres Versicherungsunternehmen uns kaufte, wurde ein Beratungsunternehmen beauftragt, Synergien zu heben und die bisherige Struktur auf Notwendigkeit zu überprüfen. Alle nicht wertschöpfenden Bereiche wurden in Frage gestellt. So auch das Qualitätsmanagement. Das Beratungsunternehmen führte Interviews mit unserem gesamten Team zu unseren Aufgaben durch. Der damalige Vorstand des Ressorts Leben bat mich zudem um ein Papier, „weshalb das QM-Team nicht wegrationalisiert werden sollte“. Ich schrieb also an meiner eigenen Daseinsberechtigung.

Das blieb natürlich auch meinem Team nicht verborgen und die Situation schürte Ängste um die Zukunft bei Einzelnen. Mir war klar, dass ich mit allen regelmäßig über unsere Zukunft sprechen muss, auch wenn ich diese selbst noch nicht kannte. Denn: Nach den Interviews und meinem Statement hörten wir wochen- und monatelang nichts. Parallel empfahl mir mein direkter Vorgesetzter zudem in „Deckung zu gehen, um nicht aufzufallen“.

Ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln

Resiliente Menschen wehren sich nicht gegen Veränderungen, sondern aktivieren dafür ihre Ressourcen, um sie besser bewältigen zu können. Zentraler Punkt hierbei ist Kohärenz – ein Gefühl der Stimmigkeit, schwierige Situationen zu bewältigen.

Das Konzept des „Kohärenzgefühls“ (auch „Sense of Coherence“ oder SOC genannt) entwickelte Aaron Antonovsky im Rahmen seiner Forschung zur Salutogenese, einem Ansatz in der Gesundheitsforschung.

Dieser besteht aus drei Hauptkomponenten:

  1. Verstehbarkeit (Comprehensibility): Die Fähigkeit von Menschen, ihre Lebenssituation zu verstehen und zu strukturieren.
  2. Handhabbarkeit (Manageability): Die Überzeugung, dass Menschen die Ressourcen und Fähigkeiten haben, um mit den Anforderungen des Lebens umzugehen.
  3. Sinnhaftigkeit (Meaningfulness): Die Überzeugung, dass die Herausforderung und die Auseinandersetzung damit sinnvoll sind.

Raus aus der Opferrolle

In dieser Zeit sprach ich regelmäßig mit meinem Team über deren Sorgen, die mit dieser Situation verbunden waren sowie über einen möglichen Plan B für das Team und jedes Einzelnen. Dabei haben wir uns auf unsere Stärken fokussiert. So hat der Teamgeist nie gelitten und in mir ist die Idee gereift, einen Vorstoß zu wagen …

Kohärenz-Check

Mit Hilfe des Kohärenz-Checks von Prof. Dr. Jutta Heller, veröffentlicht in ihrem Buch „Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere Stärke.“ im GU-Verlag, können schwierige Situationen und Herausforderungen analysiert werden. Dabei wird jede Komponente auf Stimmigkeit überprüft.

Sagst Du eher: „Ja, ich verstehe sehr wohl, dass diese Veränderung notwendig ist“ oder „Ja, ich halte dieses Vorhaben für sinnvoll“? Oder ist da eher Widerwillen und Du sagst etwas wie „Kann ich dies oder jenes mit meinen Fähigkeiten, mit meiner Zeit, mit meinen finanziellen Möglichkeiten wirklich leisten? Sinnvoll ist es ja schon, aber…“ oder „Ich verstehe ja, warum die das machen, aber sinnvoll ist was anderes“?

Unterscheide dabei Deine eigene Sicht und die Deiner Mitmenschen. Überlege bei jedem NEIN, was du und andere benötigen, damit Du oder sie JA sagen können.

Im meiner damaligen Situation im QM-Team fiel das Ergebnis so aus:

Wie Du siehst, liefert eine solche Analyse auch gleichzeitig gute Argumente und Ansatzpunkte für das Vorgehen.

Wie ging es für das QM-Team weiter?

Als QM-Team hatten wir 3 Jahre zuvor an unserem Standort die DIN EN ISO 9001-Zertifizierung geschafft. Ich schrieb unseren Vorstand an und unterbreitete ihm den Vorschlag alle drei weiteren Standorte und somit das gesamte Ressort Leben als kulturbildende, prozessverbessernde Maßnahme in einem 2-Jahresprojekt ebenfalls zu zertifizieren. Das Ganze ohne zusätzliche externe Beraterkosten, da wir das Wissen im Team hatten. Nach drei Monaten des Wartens bekam ich Nachricht des Vorstands und das „Go“ für das Projekt. So kam mein Team gut durch diese schwierige Zeit und unser Fokus darauf, was wir beeinflussen konnten, wurde belohnt. Die Zukunft des Qualitätsmanagement-Teams war gesichert und das ISO-Siegel erhielten wir innerhalb der geplanten zwei Projektjahre! 

Diese Geschichte soll Dich inspirieren, auch in schwierigen Situationen zu überlegen, welche Schritte oder auch nur welchen ersten Schritt Du gehen kannst, um Deine Situationen zu verändern uns somit Deinen Bedürfnissen in diesem Moment besser gerecht zu werden. Auch wenn Du nicht die gesamte Situation verändern kannst, holst Du Dich mit einem ersten Schritt aus der Ohnmacht der Opferrolle heraus und wirst (wieder) Gestalter Deines Lebens.

Wenn Du magst, führe den Kohärenz-Check doch einmal für eine Deiner aktuellen Herausforderungen durch und berichte, ob dieser für Dich hilfreich war. Schreib es gerne in die Kommentare oder mir persönlich.

Wie stärkt Ihr Euren Optimismus? Welche Rituale habt Ihr? Schreibt sie in die Kommentare.

  Siehe auch meine weiteren Blogbeiträge, mein Seminarangebot und abonniere meinen Newsletter, um auf stets informiert zu bleiben

_____________________________________

Quellen:

https://www.gilliarconsulting.de/resilienz/

https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/salutogenese/

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert